Neben der Inhaltsangabe zu Iphigenie auf Tauris bieten wir euch jetzt auch Charakterisierungen aller Personen an:
Iphigenie auf Tauris Charakterisierung
Iphigenie:
- verkörpert das Humanitätsideal
-Vertreterin der modern-aufgeklärten Position
- Trotz, Verlangen und Maßlosigkeit stehen sich Humanität und Sittlichkeit gegenüber
- Anfangs:
- dient der Göttin Diana als Priesterin nur widerwillig, aber ohne aufzubegehren
- wird von Thoas auf der Insel festgehalten
- fühlt sich nicht heimisch
- sehnt sich nach ihrer Familie in Griechenland
- beklagt ihr Schicksal, als Frau zur Tatenlosigkeit verurteilt zu sein
- hofft, dass Diana ihr zur Rückkehr in die Heimat verhilft
phigenie befindet sich in einer für sie unbefriedigenden Situation
- sieht Thoas eher als Vater, nicht als Ehemann
- lehnt Thoas' Antrag aus 4 Gründen ab:
1. Tantalidenfluch
2. Sie will nicht mehr als Schutz und Ruhe von ihm fordern
3. Sie ist der Göttin Diana verschrieben und darf nicht heiraten
4. Sie muss zur Lösung des Fluches heimkehren
- will den Tantalidenfluch beenden
- beweist sich zum ersten mal als Humanist als sie Orest heilt
- steht im Konflikt zwischen Pflicht und Neigung
- hofft auf die Hilfe der Götter, sieht aber ein, dass sie selbst zum Handeln aufgerufen ist und sich nicht bedingungs- und tatenlos auf sie verlassen kann
distanziert sich immer mehr von ihnen, da sie einsieht, dass sie selbst handeln und mehr Vertrauen in sich und die Menschen haben muss
verlässt sich schließlich auf ihr eigenes Tun
- ist aufmerksam, sensibel, mitfühlend, liebevoll, hört zu
- Ihre Ehrlichkeit ermöglicht ihr schließlich die Rückkehr nach Hause
- erfolgreicher Appell an Großmut und Humanität des Königs ist die bürgerlich-aufgeklärte Methode der Problemlösung
erfolgt durch Sprache
„Die Erfüllung mythischer bzw. heroisch-feudaler Muster wird abgelöst durch die kommunikative oder diskursive Konfliktregelung, durch mündliche Übereinkunft und Vertrag bürgerliche Aufklärung ersetzt den Mythos." (Jeßing)
Orest Iphigenie auf Tauris Charakterisierung:
- vertritt eine feudal-heroische Position (überlebt sich)
- Brachte mit Hilfe seiner Schwester aus Rache seine Mutter um
- Belastet vom Fluch
- Reue, Schuldgefühle
- Depressiv, resigniert
- Passiv, schicksalsergeben, hoffnungslos
- Abhängig von den Göttern
- Abhängig von seinem Cousin Pylades
- Er glaubt fest, dass die Götter alles vorherbestimmen und er sich nicht gegen sein Schicksal wehren kann
- Menschen können ihr Schicksal nicht bestimmen.
- wird am Ende des dritten Akts von seinem mythischen Wahn geheilt
- wird von Iphigenie in 3 Schritten geheilt:
1. Gespräch, Analyse
2. Gesteht Schuld ein, sagt die Wahrheit
3. Heilschlaf
- Appelliert und glaubt zuletzt dank Iphigenie wieder an das Gute im Menschen
- Psychische Verfassung:
- deprimiert, verzweifelt, hoffnungslos
- ergibt sich willenlos in sein Schicksal
- Todessehnsucht
- fühlt sich von den Rachegöttinnen (Erinyen) verfolgt
- glaubt, dass die Götter ihn dazu bestimmt
haben, den Fluch fortzusetzen
- Erinnerung an Jugendzeit ist verdunkelt
handlungsunfähig
Pylades Iphigenie auf Tauris Charakterisierung
- Orest wurde wie ein Bruder bei ihm zu Hause großgezogen
- Hinterlistig, belügt Iphigenie
- Legt die Worte der Götter zu seinem Vorteil aus
- Benutzt die Menschen, verhält sich nicht human; unmoralisch
- Voller Lebensmut, sehr willensstark
- Listig, taktierend, manipulierend
- Glaubt fest an die Wirkung seiner eigenen Taten
- Nutzt auch unfaire Mittel
- vernunftgeleitet, nüchtern kalkulierend
- Psychische Verfassung:
- optimistisch, einen Ausweg aus der
schwierigen Situation zu finden
- voller Tatendrang
- will nicht auf Tauris sterben
- glaubt an die Hilfe durch die Götter
- beschwört die gemeinsame Jugendzeit
- setzt auf seine Klugheit und List
handlungsbereit
Thoas Iphigenie auf Tauris Charakterisierung
- König von Tauris
- steht für das barbarische, die archaische Schicht
- das Archaisch-Mythische
- Wird durch Iphigenie positiv beeinflusst
- Nahm Iphigenie anfangs als Tochter auf
- Will Iphigenie heiraten, um einen neuen Thronfolger zu zeugen, nachdem sein erster Sohn verstorben ist
- Iphigenie enttäuscht ihn mit der Ablehnung seiner Anträge und ihrer Haltung, ihrer geplanten Flucht, ihrem starken Wunsch nach Heimkehr; empfindet sie als undankbar
- Trifft am Ende die freie Entscheidung mit Blick auf das Wohl aller, Iphigenie gehen zu lassen
- Wird durch Iphigenies Humanität selber zum Humanist
- Zeigt sich einsichtig
- autoritär und streng, erweist er sich als gerecht, ehrlich und korrekt
- erzichtet auf seine Liebe zu Iphigenie um ihr die Freheit zu schenken- stolz und legt Wert auf Ehre (will sich mit Orest und Pylades duellieren)
- versteht am Ende, dass Friede und die Harmonie für sein Volk das wichtigste sind
• symmetrische Figurenkonstellation
Iphigenie steht im Mittelpunkt der Handlung
Orest und sein Begleiter Pylades, Thoas und Arkas flankieren die Protagonistin paarweise
Goethe erfüllt das klassische Gebot nach Harmonie, Klarheit und Ordnung durch die symmetrische Anordnung der Personen
Dramaturgie entwickelt sich in zwei sich überschneidende und gegenseitig Impulse gebende Konfliktsphären:
Auseinandersetzung von Iphigenie und Thoas
Orest-Handlung
• Auszeichnung der Iphigenie: Streben nach Wahrheit und Humanität
Belehrung des Orest durch die Lösung seiner Schuldverfallenheit
Belehrung des Thoas im Bezug auf sein menschliches Verhalten
• Arkas und Pylades fungieren als pragmatisch-taktische Berater von Thoas und Orest
Wenn du wissen willst, wie eine Charakterisierung geschrieben wird schau hier: Charakterisierung schreiben