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Charakterisierung schreiben – Aufbau, Beispiel und Tipps

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Mit einer Charakterisierung werden erstmals Schüler in der Schule konfrontiert. Der Sinn einer Charakterisierung ist es, eine bestimmte Person genauer zu beschreiben und auf dessen Merkmale ausführlich einzugehen. Um eine gute Charakterisierung zu schreiben, kann sich an an einen bestimmten Aufbau gehalten werden. Dieser kann Schritt für Schritt abgearbeitet werden. Wird die Charakterisierung also in einzelne Teile zerlegt, so stellt sie in der Regel kein Problem dar. Zunächst ist eine gute Vorbereitung notwendig, bevor mit der eigentlichen Charakterisierung begonnen werden sollte.

Vorbereitung auf Charakterisierung

Damit die Charakterisierung letzten Endes leichter geschrieben werden kann, sollten einige Vorbereitungen getroffen werden.
Zunächst liegt eine Textstelle vor, die als Grundlage für eine Charakterisierung dienen soll. Diese Textstelle sollte nicht nur einmal, sondern mindestens zwei bis drei mal gelesen werden. Beim letzten Durchgang sollte ein Textmarker zur Hilfe genommen werden. Mit diesem können nun Eigenschaften, Gedanken, optische Merkmale Zitate und weitere Besonderheiten der zu charakterisierten Person markiert werden. Mit anderen Farben können zudem Charaktere unterstrichen werden, mit denen sich die Zielperson auseinandersetzt.

Die Charakterisierung weiter vorbereiten

Alle relevanten Daten sollten vor der Charakterisierung geordnet werden. In einer Klassenarbeit kann das beispielsweise auf einem Schmierzettel geschehen. Auf dem Computer dagegen kann ein einfaches Word-Dokument als Schmierzettel dienen. Die Ordnung gewährleistet einen einfachen und schnellen Überblick über die zuvor unterstrichenen Merkmale und Besonderheiten des Charakters. In drei Kategorien sollten dabei die Daten aufgeteilt werden:
Unter " Daten zur Person " sollten das Alter der Person, die Herkunft, optische Merkmale, Beruf, Stand in der Gesellschaft und weitere Merkmale der Person zu finden sein.
Unter dem nächsten Punkt " Verhalten der Figur " wird zusammengefasst, wie sich der Charakter verhält, welche Auffälligkeiten es dabei gibt, ob er innere Konflikte aufweist und welche Weltanschauung er hat.
Im letzten Punkt wird die Entwicklung der Person kurz zusammengefasst. Dabei wird berücksichtigt, ob die Person sich verändert hat und ihre Weltanschauung beibehalten oder geändert hat.

Innere Konflikte und Weltanschauung

Insbesondere innere Konflikte sind nicht allen ein Begriff. Dabei ist die Untersuchung auf dieses Kriterien bei jeder Charakterisierung sehr wichtig. Personen, die ein Ziel verfolgen, dafür jedoch negative Folgen in Kauf nehmen müssen, stehen im inneren Konflikt. Anhang der Mutter Courage aus dem Drama " Mutter Courage " wird ein innerer, sogenannter " intrapersonaler " Konflikt sehr gut deutlich. Die Mutter zieht im Krieg umher und verkauft Waren aller Art. Sie ist also auf den Krieg angewiesen, da sie nur dann Geld zum Überleben verdienen kann. Doch obwohl sie den Krieg aufgrund ihres Geschäfts wünscht, möchte sie nicht ihre Kinder in den Krieg schicken. Sie verfolgt also ein Ziel und muss gleichzeitig einen großen Verlust dafür hinnehmen.
Wenn unterschiedliche Charaktere im Konflikt untereinander stehen, wird von einem " interpersonalen " Konflikt gesprochen.
Im Rahmen der Untersuchung der Weltanschauung wird analysiert, welche Ziele die Person im Leben verfolgt. Welche Ansichten vertritt er dabei und was unternimmt die Person, um diese zu vertreten und zu verfolgen?

Aufbau der Charakterisierung

Zunächst als Übersicht:

  1. 1)  Einleitung: – Daten

    - Hinführung auf die eigentliche Charakterisierung

  2. 2)  Hauptteil: – Beschreibung der Figur: Charakter, äußere Merkmale, Körpersprache:

    Mimik, Gestik, Haltung; Gewohnheiten, Verhaltensweisen
    – Kennzeichnung der besonderen Eigenart (sofern es eine gibt)
    – Analyse von Kommunikation und Beziehungen zu anderen Personen

    Rückschluss auf den Charakter
    – Beschreibung und Deutung von Veränderungen und Entwicklungen und

    dessen Einfluss auf die Person, z.B. Krisen und Erfahrungen, Erlebnisse

  3. 3)  Schlussteil: – abrundende Betrachtung, z.B. in Form eines persönlichen Fazits

WICHTIG: Im Präsens schreiben
Verwendung abwechslungsreicher, aussagekräftiger Adjektive
und erkennbare Textbezüge , Zitate, Zeilenangaben

 

 

Die Charakterisierung wird mit einer klassischen Einleitung begonnen. In dieser wird den Leser über den Titel des Buches oder Textes, Verfasser, Veröffentlichungsdatum und den Inhalt informiert. Ein Satz sollte dabei nach Möglichkeit ausreichen.
Nun wird mit der Inhaltsangabe begonnen. Der vorliegende Text wird dabei in sogenannte Sinnabschnitte unterteilt. Sinnabschnitte müssen nicht zwangsläufig so unterteilt sein, wie es die Formatierung des Textes vermuten lässt. Der Text muss also genau gelesen werden, um richtige Sinnabschnitte zu finden. Als nächstes wird der Inhalt jedes Abschnittes wiedergegeben. Werden Gedanken oder Zitate wiedergegeben, wird der Konjunktiv verwendet. Wichtig ist zudem, dass stets im Präsens geschrieben. Sollte eine Handlung vor einer anderen geschehen, so wird die einfache Perfektform verwendet.
Nun wird mit dem Hauptteil begonnen. In diesen werden die Informationen zur Person ausführlich niedergeschrieben. Dies bedeutet, dass Daten zur Person, ihr Verhalten und die Entwicklung ausführlich beschrieben werden.
Anschließend wird analysiert, wie die Person zu anderen Charakteren steht und ob sie selbst einen inneren Konflikt aufweist.
Im Schlussteil werden noch einmal die wichtigsten Besonderheiten des Charakters zusammengefasst. Dabei sollte sich der Autor auf die relevanten Daten kurz und knapp beziehen.

Richtig zitieren in der Charakterisierung

Im Hauptteil ist es sehr wichtig, richtig zu zitieren. Anhand richtiger Zitate wird bewiesen, dass sich aufgestellte Thesen an Textpassagen belegen lassen. Doch richtig zu zitieren ist nicht sehr einfach. Viele verschiedene Aspekte müssen dabei beachtet werden.
Am besten ist es, wenn die Zitate mitten in den eigenen Hauptteil eingebaut werden. Doch es sollten lediglich Textstellen zum Zitieren verwendet werden. Ganze Sätze sollten in keinem Fall als Zitat verwendet werden.
Ein Beispiel für das richtige, einfache Zitieren: Die Menschen würden sich vor dieser Aufgabe " wie die Laus unterm Kratzen " ( Zeile 17-18 ) fürchten und fliehen. Die Textpassage " wie die Laus unterm Kratzen " wurde dabei eins zu eins aus dem vorliegenden Text übernommen. Direkt hinter dem Zitat folgt in den Klammern die Angabe zur genauen Stelle im Text. So kann das Zitat schnell und einfach überprüft werden.
Auch kann mitten im Satz zitiert werden, wenn der originale Satz umgebaut werden muss. Wenn Wörter weggelassen werden, so lässt sich dies durch eine eckige Klammer mit drei Punkten darstellen. Ein Beispiel: Schließlich zeigt der Werber daher auch großes Interesse an den Söhnen, da die militärische Einheit " im Lager […] Zucht " ( Zeile 115 ) benötigen würden. An der Stelle der eckigen Klammer wurde also mindestens ein Wort weggelassen, damit das Zitat mitten im eigenen Satz verwendet werden kann.
Auch können Wörter leicht verändert werden, um die grammatische Struktur richtig einhalten zu können. So kann aus dem Wort " Trommel ", welches im originalen Text vorhanden ist, auch " Trommeln " werden. Im Satz sieht diese Kasusänderung wie folgt aus: Demnach sollen die Soldaten " die Trommel[n] ruhen " ( Zeile 57 ).
Sollte dagegen ein Verb umgeformt werden, damit es inhaltlich in die Analyse passt, wird die eckige Klammer ebenfalls zur Hilfe genommen. Möchte so die Verbform " genommen " in den Text integriert werden und in dem Originaltext befindet sich das Verb " nehmen ", so wird das gesamte Verb in eckige Klammern gesetzt. Beispiel: Er hat beschlossen, dass das Teil " [ genommen ] " ( Zeile 23 ) werden kann.

Charakterisierung Beispiel

Hier ein Beispiel einer Charakterisierung anhand des Protagonisten aus dem Buch "Faserland", lest euch die Charakterisierung einfach mal durch, dann bekommt ihr ein Gefühl dafür.

Weitere Beispiele zu einer Charakterisierung findet ihr hier:

Iphigenie auf Tauris Charakterisierung aller Personen

Leutnant Gustl – Charakterisierung

Tauben im Gras – Charakterisierung aller Personen

Kabale und Liebe Charakterisierung aller Personen

Die Hauptperson dieses Romans ist ein junger, namenloser Mann, der sehr markenbewusst ist und einen großen Wert auf sein Aussehen legt (S. 17, Z. 10ff.).

Das Buch beginnt damit, dass er bei „Fisch- Gosch in List auf Sylt“ ein „Jever“ trinkt (Vgl. S. 13, Z. 1f.). Des Weiteren besitzt der Protagonist eine grüne Barbourjacke (S.13, Z. 27.) und fährt einen Triumph (S. 15, Z. 9). Dies unterstreicht die These, dass es sich hier um einen Menschen handelt, dem Marken sehr wichtig sind.

Der Protagonist hat lange, hellbraune, zurückgegelte Haare (S. 17, Z. 10f.), trägt meistens Jacketts und darunter Hemden von Brooks Brothers (S. 17, Z. 7f. und S. 92, Z. 3) und konsumiert übermäßig viel Zigaretten und Alkohol (S. 14, Z. 26). Dem Hauptcharakter fällt der übermäßige Alkoholkonsum auf, und er fragt sich, ob er nicht schon ein Alkoholiker sei (S. 131, Z. 9), denn es passiert des Öfteren, dass der junge Mann in seinen 20ern sich zum gewissen Grad der Benommenheit trinkt (S. 43, Z. 3), um alles um sich herum zu vergessen. So entstehen häufig wirre Gedanken, die häufig auf den Rausch geschoben werden (S. 20, Z. 7) Zur Zigarette greift der junge Protagonist oft in Momenten der Unsicherheit (S. 125, Z. 6).

Wenn man sich genauer mit der Person des Protagonisten beschäftigt, fällt auf, dass er autistische Züge aufweist, da er eine sehr detaillierte Wahrnehmung besitzt (S. 14, Z. 29f.) und öfter in seine Gedankenwelt eintaucht, um für einen Augeblick sein Umfeld zu vergessen (S. 137, Z. 25ff.). So kann man ihn als antimodern und zivilisationsfeindlich bezeichnen, da er sich mit in Gedanken ein Traumleben mit Isabella Rossellini auf einer Insel oder in den Bergen vorstellt (S. 57, Z. 6, S.152, Z.19)Aber auch die detailreiche Erlebnisschilderung aus seiner Kindheit oder Vergangenheit (S. 32, Z. 4ff.) sind Anzeichen des Autismus. Vielleicht sehnt der Protagonist sich auch danach, noch einmal die unbeschwerte Kindheit zu erleben. Ferner ist auffallend, dass der beschriebene Charakter eine Vorliebe für Banalitäten besitzt (S. 13, Z. 11). Zudem widerspricht er sich oft selbst. Denn er trinkt Jever, obwohl ihm das Bier gar nicht schmeckt, oder nimmt irgendwelche Pillen, obwohl er ein Gegner von Drogen ist (S. 15, Z. 7, S. 42, Z. 1f.)

Der Hauptfigur fällt es sehr schwer, anderen Menschen zuzuhören (S. 16, Z. 13), wobei er seinen Freund Nigel für diese Eigenschaft sehr bewundert (S. 34, Z. 21).

Dies mag auch daran liegen, dass er ein sehr oberflächliches Desinteresse ab den Tag legt. Denn zu einen meint der Protagonist, dass seine Mitmenschen ihn nicht verstehen, da sie nicht ähnlich gekleidet sind wie er (S. 30, Z. 21) und zum anderen hegt er auch keinerlei Interesse daran, was sein Gegenüber für Tätigkeiten ausübt (S. 29, Z. 5), bzw. was seine Mitmenschen dem Erzähler mitzuteilen haben (S. 15, Z. 29). Des Weiteren beurteilt der Hauptcharakter die anderen Menschen nach ihrem Aussehen (S. 25, Z. 20) und vertritt die Meinung, sie sollten seine Kleiderkriterien erfüllen (S. 18, Z. 17).

Während seiner Reise quer durch Deutschland begegnet er an jeder Station einem neunen Charakter, um seine angst und Unsicherheit nicht Überhand gewinnen zu lassen, da er trotz seiner oberflächlichen Art ein paar sehr sensible Eigenschaften besitzt. Dies wird auf der Party in Heidelberg deutlich, als seine Bekanntschaft Nadja plötzlich verschwunden ist und er sich „sehr allein“ und „sehr bedroht“ fühlt (Vgl. S. 104, Z. 7).

Zu seiner politischen Haltung fällt auf, dass der Hauptcharakter unpolitisch geprägt ist, jedoch Antipartien gegenüber den Linken besitzt (S. 30, 119-120). Hinzu kommt, dass Repräsentanten von rechten Positionen ebenfalls abgelehnt werden (S. 114), dennoch knüpft er bei Älteren einen Bezug auf Krieg und auf den Nationalsozialismus (S. 94, Z. 8). So werden die älteren Menschen nicht als Respektpersonen behandelt, sondern fallen in die Opferrolle hinein und werden unter anderem als „SPD- Nazi“ beschimpft (Vgl. S. 53, Z. 24).

Deutlich wird, dass der hier beschriebene Protagonist nicht nur eine politische, sondern auch eine generelle Anti- Haltung manifestiert. Als Beispiel erzählt Karin dem Ich- Erzähler, dass ihr die Automarke Mercedes gefällt, der Protagonist findet diese Marke aber nicht gut (S. 14, Z. 5). Dem Charakter fällt sein Fehlverhalten auf, denn er hasst „sich selbst dafür, für dieses allzu durchschaubar feindselige Verhalten“ (S. 144, Z. 2), doch eigentlich ist ihm dies relativ egal.

Während des gesamten Buchs wird nicht ersichtlich, aus welchem Grund „das verwöhnte Kind der Oberklasse diese Reise macht. Die einigen Möglichkeiten sind, dass er entweder auf der Suche nach sich selbst ist, oder der Realität entfliehen möchte, da seine Eltern schon früher nie für ihren Sohn da waren, weil die Arbeit eine Priorität für die beiden darstellt (S. 88 unten, S. 89ff.).

Werte und Erziehung wurden dem jungen Mann weniger vermittelt, da Dankbarkeit für ihn keine große Rolle spielt (S. 108, Z. 7).

Zu seinen sozialen Kontakten ist anzumerken, dass der Protagonist für eine Kommunikation bestimmte Muster und Tricks anwendet, um zu sehen, wie seine Mitmenschen auf ihn wirken Der Protagonist beschreibt auch, dass er für eine Kommunikation bestimmte Muster und Tricks anwendet, um zu sehen, wie die Menschen auf ihn wirken Der Protagonist beschreibt auch, dass er für eine Kommunikation bestimmte Muster und Tricks anwendet, um zu sehen, wie die Menschen auf ihn wirken (S. 101, Z. 3). Die Freunde und Bekannten des Ich- Erzählers werden nach Besitz ausgewählt (S. 76, Z. 25), trotz dessen zerbrechen die Freundschaften auf Grund der Klassenunterschiede (S. 78, Z. 1).

In manchen Situationen wundert sich der Protagonist, weshalb er und Nigel überhaupt befreundet sind (S. 38, Z. 13). Darüber hinaus bemängelt er auf Rollos Party, dass seine Gäste gar keine Freunde sind, da wahre Freunde in alles Lebenslagen zueinander halten und auf den anderen aufpassen (S. 138, Z. 25). Der Erzähler lässt Rollo allerdings auch im Stich und spricht ihn nicht auf seine Drogenprobleme an. Darüber hinaus klaut er seinem „Freund“ auch noch das Auto (S. 141, Z. 30f.). Rollo ist aber nicht der einzige Freund, der von der Hauptfigur beklaut wird, denn auch Alexander wird um seine Barbourjacke bestohlen (S. 81, Z. 11).

Hinzuzufügen ist, dass der Leser mit überraschend trefflichen Reflexionen und Analysen über materiellen Besitz und sozialen Status konfrontiert wurde (S. 30, S. 53, S. 64).

Betrachtet man das Verhältnis, das der Charakter zu den Frauen hat, wird deutlich, dass er viele Frauen anziehend findet (S. 15, Z. 15, S. 97, Z. 22, S. 52, Z.4). Sein Interesse ist allerdings nur rein sexueller Natur, doch dazu fehlt ihm die Offenheit und Spontaneität, da er Karin ja hätte wiedersehen können (S. 24, Z. 2).

Blickt man in die Zeit zurück, in der das Buch geschrieben wurde, fällt auf, dass Mitte der 90er Jahre die Menschen sehr von der Werbung geprägt wurden. Diese Prägung wird auch bei dem Charakter deutlich. Denn als er am Frankfurter Flughafen steht, legt er „die blöde Kreditkarte auf den Schalter, und zwar so wie in der Visa- Werbung“ (Vgl. S. 51, Z. 1f.)


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